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Forschungsprojekte der Philosophischen Fakultät 2017/2018

Experimentelle Pragmatik (XPrag.de)

EEG-Kappe | Foto: Florian Bogner

DFG-Schwerpunktprogramm

Koordination: Prof. Dr. Petra Schumacher | Institut für deutsche Sprache und Literatur und PD Dr. Uli Sauerland | Leibniz-Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft, Berlin

Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des DFG Schwerpunktprogramms als SPP 1727 - XPrag.de: New Pragmatic Theories Based on Experimental Evidence  (2014-2020)

In der Kommunikation werden viele Bedeutungsaspekte nur implizit angedeutet und doch ist Kommunikation weitestgehend erfolgreich. Es wird angenommen, dass eine Sprecherin mit der Aussage „Einige Gänseblümchen blühen“ ausdrückt, dass sie nicht hinreichend Evidenz hat, „Alle Gänseblümchen blühen“ zu sagen, d.h. „einige“ wird als „nicht alle“ interpretiert. Im Restaurant wird ein Gast als „der Gin Tonic“ bezeichnet, womit der Kellner „die Person, die mit dem Gin Tonic assoziiert wird“ meint. Wie kommt es dazu, dass Sprecher bestimmte Ausdrücke wählen und dass Hörer die richtigen Schlüsse ziehen und unartikulierte Bedeutungsaspekte anreichern? Wie lässt sich die Zuverlässigkeit dieser Anreicherungsprozesse erklären? Auf welche Mechanismen greifen Hörer dabei zurück? Welches Wissen teilen die Kommunikationsteilnehmer?

Solche Fragen verfolgt die experimentelle Pragmatik, die sich mit dem Gebrauch von Sprache befasst und hierzu unterschiedliche experimentelle Methoden heranzieht. Neben Fragebogen- und Reaktionszeitstudien kommen hier auch weitere Paradigmen aus den Kognitions- und Neurowissenschaften zum Einsatz, wie zum Beispiel Blickbewegungs- und Gehirnaktivitätsmessungen, die eine differenzierte zeitliche Auflösung der zugrunde liegenden Prozesse ermöglichen und so zu immer ausgereifteren Modellen der Sprachverarbeitung beitragen.

 

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Verbundprojekt ermöglicht überregionale Kooperationen. An dem interdisziplinär ausgerichteten Schwerpunktprogramm sind in der aktuellen Förderphase 14 Projekte an mehreren deutschen Institutionen beteiligt. Davon sind drei Einzelprojekte am Institut für deutsche Sprache und Literatur I der Universität zu Köln unter der Leitung von Prof. Dr. Sophie Repp (Affirmative und zurückweisende Erwiderungen auf negative Assertionen und Fragen), Prof. Dr. Petra Schumacher (Die Verarbeitung der Sprecherbedeutung: Kenntnis, Kooperation, Commitment) und Dr. Maria Spychalska (Eine Neubetrachtung des epistemischen Schritts: Die Rolle der Sprecher- und Hörerperspektive für die Verarbeitung quantitativer und temporaler Implikaturen) angesiedelt.


Ziel des Verbundes ist es, durch die Zusammenarbeit über Disziplingrenzen hinweg – mit Semantik, Pragmatik, Psycholinguistik, Sprachphilosophie, Kognitions- und Neurowissenschaft – bestehende theoretische Ansätze zu verbessern und zu einem kognitiv fundierten Modell der Spracharchitektur zu gelangen.

Text: Prof. Dr. Petra Schumacher | Foto: EEG-Experimentvorbereitungen im XLinC Labor: Hanna Weiland-Breckle

Kontakt

Institut für deutsche Sprache und Literatur
Prof. Dr. Petra Schumacher