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Forschungsprojekte der Philosophischen Fakultät 2018/2019

Papyrus Coloniensis 10207: Totengericht mit Spruch 125. Copyright: Abteilung für Ägyptologie, Universität zu Köln

Das Totenbuch der Iahtesnacht

Erhalt des längsten Papyrus Deutschlands

Prof. Dr. Richard Bußmann | Ägyptologie


Gefördert von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts
Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz

Mit dem Papyrus Coloniensis 10207 besitzt die Papyrussammlung der Abteilung Ägyptologie
ein bedeutendes Dokument aus der Spätphase der altägyptischen Kultur. Das Schriftstück wurde als Papyrusrolle von etwa 10 cm Durchmesser und 25 cm Höhe angekauft. Beim Entrollen entpuppte es sich als insgesamt 23,50 m langes Totenbuch einer Ägypterin namens Iahtesnacht („Der-Mond-ist-ihre-Stärke“). Es ist mit Sprüchen und farbigen Vignetten für die Verstorbene beschriftet und datiert etwa um 600 v.Chr. Kulturgeschichtlich spiegelt es die einsetzende Kanonisierung der altägyptischen Jenseitsliteratur wieder – ein Beispiel für die Neuorganisation verschrifteten Wissens in einer Epoche, für die der Philosoph Karl Jaspers den Begriff „Achsenzeit“ geprägt hat.
Die Papyrusrolle bestand aus ca. 95 zusammengeklebten Papyrusblättern und war nur auf einer Seite beschriftet. Ursprünglich war das Totenbuch für eine männliche Person bestimmt.Als Iahtesnacht starb – vielleicht noch als Mädchen – wurde der Text an den entsprechenden Stellen abgeändert, ihr Name eingesetzt, und Darstellungen von Iahtesnacht wurden in den verbleibenden freien Platz eingefügt. In einer Brüsseler Privatsammlung kam ein Sargensemble zu Tage, das sich auf Grund seiner Inschriften der Iahtesnacht zuordnen ließ. Auf der Innenseite des inneren Sarges, oberhalb des Kopfes der Mumie, klebte der Rest einer Papyrusrolle, vermutlich des Kölner Totenbuchs, das hier bei der Bestattung platziert wurde.
Für die philologische Bearbeitung wurde das Totenbuch der Iahtesnacht in 32 Blätter zerlegt und 1985 zwischen Plexiglasscheiben montiert. Im Laufe der Jahre sind die Blätter in den biegsamen Rahmen jedoch verrutscht und Tinte und Farbpigmente teilweise abgerieben. Es droht Schimmelbefall. In Zusammenarbeit mit Prof. em. Dr. Robert Fuchs und dem Restaurator Marc Holly von der Technischen Hochschule Köln widmet sich das Projekt der Reinigung und Neuverglasung des Papyrus mit einer eigens entwickelten Lagerungstechnologie. Die adäquate Montage auf speziellem Papiermaterial, die Verwendung von UV-strahlungssicherem Glas und maßgeschneiderte Taschen sorgen für ein geeignetes Mikroklima in den Glasrahmen. Damit soll der Papyrus zukünftig für weitere Forschung, Lehre und öffentliche Ausstellungen genutzt werden können.


Text: Richard Bußmann

Kontakt

Ägyptologie
Prof. Dr. Richard Bußmann

Weitere Mitarbeiter*innen: Prof. em. Dr. Robert Fuchs (University of Applied Science, Cologne), Marc Holly (University of Applied Science, Cologne)

E-Mail r.bussmann(at)uni-koeln.de


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