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Forschungsprojekte der Philosophischen Fakultät 2018/2019

Ldr II, 68. Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 164, 11v, CC-BY-SA 3.0

Dynamiken der Konventionalität (400 - 1550)

Projektleitung: Prof. Dr. Udo Friedrich, Prof. Dr. Karl Ubl | Mittelalterstudien

Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft

Das Graduiertenkolleg „Dynamiken der Konventionalität (400-1550)“ ist aus einer interdisziplinären Kooperation Kölner Mediävist*innen aus den Disziplinen Geschichtswissenschaft, Germanistik, Kunst- und Architekturgeschichte, Philosophie, Mittelalteinische Philologie und Musikwissenschaft hervorgegangen. Zwölf Stipendiat*innen und eine Postdoktorandin erforschen über einen Zeitraum von viereinhalb Jahren das Verhältnis von Bewahrung und Wandel in historischer Perspektive.
Das Graduiertenkolleg hat sich zum Ziel gesetzt, den Begriff der Konventionalität als einen neuen Schlüsselbegriff für eine interdisziplinäre Mittelalterforschung fruchtbar machen. Konventionalität leitet sich von convenire – zusammenkommen, übereinkommen, sich schicken – ab und bezeichnet kollektive Geltungsansprüche und Praktiken, über die Gesellschaften, Gemeinschaften oder Gruppen durch Übereinkunft oder Habitualisierung Orientierungen in der Zeit ausbilden. Es handelt sich auf allen Feldern sozialer Kommunikation um Einstellungen mittlerer oder längerer Dauer, über die Kontingenz bewältigt und relative Stabilität garantiert wird. Dynamiken der Konventionalität setzen sich damit einerseits vom modernen Fortschrittsparadigma, andererseits vom künstlerischen Originalitätspathos ab. Von der Antike über das Mittelalter bis in die Moderne hinein wird der Stellenwert der Konventionen in zahlreichen Feldern verhandelt und nimmt auf ganz unterschiedlichen Ebenen einen Diskurscharakter von hoher Konstanz an: in Religion, Politik und Recht, in Didaktik und Diätetik, in Philosophie, Handwerk und Kunst. Schon das macht einen interdisziplinären Zugriff sinnvoll. Bis in die Frühe Neuzeit hinein rangiert Konventionalität privilegiert unter dem Begriff der Gewohnheit, dessen Spannung zwischen Stabilisierung und Dynamisierung prägnant in einem Diktum Montaignes zum Ausdruck kommt: „Das sind die Wirkungen der Gewohnheit. Sie weiß uns nicht nur in jede Daseinsform zu schmiegen, die ihr beliebt […], sondern auch in alle Wechsel und Änderungen, und das ist die vornehmsteund nützlichste Lektion ihrer Schule.“ (Essays III,13)


Text: Udo Friedrich

Kontakt

Zentrum für Mittelalterstudien
Prof. Dr. Udo Friedrich, Prof. Dr. Karl Ubl

Weitere Mitarbeiter*innen: Dr. Anica Schumann

E-Mail ufriedri(at)uni-koeln.de


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