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Wintersemester 2023/2024

Examensfeier

Fakultätspreise für Abschlussarbeiten


Bachelorarbeiten


Emma Gebbeken:

Die deutschen Theaterbühnen im politischen Spannungsfeld der Weimarer Republik am Beispiel von Arnolt Bronnens Ostpolzug (1926)

(Prof. Dr. Peter Marx, Institut für Medienkultur und Theater)

Die theaterwissenschaftliche Bachelor-Arbeit präsentiert eine umfassende Einordnung von Arnold Bronnens Einpersonenstück Ostpolzug aus dem Jahr 1926 in die ästhetischen Diskussionen über das Theater der Weimarer Republik einerseits, die widerstreitenden politischen Positionen der Zeit andererseits. Sie erschließt damit nicht nur ein in der Forschung meist übergangenes Werk, sondern präpariert auch die komplexen, aus heutiger Sicht kaum zu fassenden Widersprüche zwischen Revolutionssehnsucht und (proto-) faschistischen Haltungen heraus, die nicht nur den Kontext des Werks prägen, sondern in sorgfältigen Textstellenanalysen auch diesem selbst entnommen werden können.

Ihre These einer „politischen Uneindeutigkeit des Expressionismus“ stützt Emma Gebbeken auch durch eigenständige Archivarbeiten und Belegfunde aus der Theaterwissenschaftlichen Sammlung in Wahn. Zugleich ist ihre Lektüre theoretisch fundiert, sowohl was die die Forschung dominierenden psychoanalytischen Interpretationsansätze zu Bronnen angeht als auch hinsichtlich des Konzepts der ‚Nation‘ als nicht zuletzt von literarischen Diskursen mitkonstitutierter Konstruktion.

Aus diesen Gründen stellt sie eine herausragende Prüfungsleistung dar.

Bachelorarbeit (PDF)


Helen Körsgen:

So nah und doch so Fernsehen – Parasoziale Interaktion und Beziehung im TV der Gegenwart. Eine Case Study der Quizsendung „Wer stiehlt mir die Show?“

(Dr.‘in Tanja Weber, Institut für Medienkultur und Theater)

Die medienwissenschaftliche Bachelor-Arbeit nimmt ein aktuelles TV-Format in den Blick und bettet es umfassend in die soziologische Debatte über parasoziale Beziehungen ein: In Joko Winterscheidts Sendung „Wer stiehlt mir die Show?“ auf Pro7 bewerben sich Kandidatinnen und Kandidaten um die Moderation, so daß die Grenze zwischen Präsentation und Rezeption der Sendung gekreuzt wird.

Helen Körsgen analysiert dieses Format aber als bloße Illusion von Reziprozität, indem sie detailliert nachzeichnet, welche Rhetoriken und Strategien zum Einsatz kommen, um den Eindruck einer tatsächlichen Beziehung des Publikums zu den TV-Stars zu generieren. Sie hat damit nicht nur einen eigenständigen Forschungsbeitrag vorgelegt, weil die Show bislang noch keine wissenschaftliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, sondern auch, weil sie auf innovative Weise zwischen primären und sekundären parasozialen Beziehungen unterscheidet und ihre Fallstudie als Beispiel für die „Möglichkeitsräume des Fernsehens in der (post)digitalen Welt“ einordnet.

Aufgrund dieser auf mehreren Ebenen herausragenden Leistung empfiehlt das Erstgutachten der BA-Arbeit sogar die Ausarbeitung für eine Publikation

Bachelorarbeit (PDF)


Masterarbeiten


Gero Brixius:

Open-Airs in der Stadt - Produktion urbaner Räume durch den Kölner Techno Underground
(Ethnologie, Prof.‘in Dr. Sandra Kurfürst)

Die Masterarbeit beschäftigt sich in am Beispiel der Kölner Technoszene mit der sozialen Produktion von städtischem Raum. Für die umfangreiche empirische Studie wurde eine fast einjährige Feldforschung im Kölner Stadtraum durchgeführt: Neben der teilnehmenden Beobachtung von vier Open-Air-Veranstaltungen der Underground-Technoszene hat Gero Brixius beobachtend in einem Kollektiv zur Organisation solcher Veranstaltungen mitgewirkt sowie vier Personen als Expert*innen interviewt. Das empirisch gewonnene Material verbindet die Arbeit in gelungener Weise mit einer fundierten theoretischen Auseinandersetzung. Hierbei nimmt das Werk und insbesondere die Raumkonzeption des französischen Soziologen und Philosophen Henri Lefebvres eine zentrale Stellung ein. In Bezug dazu werden stadtethnologische und sensorischen Zugänge zum verkörperten Raum sowie der sozialen Produktion von Raum gesetzt. Mit den Open-Airs findet differentieller Raum über die Aneignung urbaner Räume statt, der – Lefebvres Kapitalismuskritik entsprechend - als Moment einer alternativen sozialen Ordnung gelesen werden kann. Geschickt und reflektiert bringt die Masterarbeit ethnologische Forschung mit soziokulturellen Fragen des urbanen Raums zusammen.


Phillip Pauli:

„Seynsgeschichte als sich ereignende Kontingenz. Zur Geschichtlichkeit seynsgeschichtlichen Denkens bei Martin Heidegger 1933-1946“

(Didaktik der Geschichte, Prof. Dr. Hasberg)

Die Masterarbeit befasst sich mit dem Aspekt der Geschichtlichkeit im seynsgeschichtlichen Denken des Freiburger Philosophen Martin Heidegger und untersucht dessen geschichtstheoretischen Implikationen. Die Studie trägt einerseits zum Verständnis des äußerst komplexen Denkens Heideggers und seiner historischen Prämissen in den Jahren 1933–1946 bei. Andererseits liefert die Arbeit weiterführende Impulse für die Geschichtsdidaktik, indem sie die konzeptuellen Folgen einer auf Zeitlichkeit basierenden Auffassung von Geschichtlichkeit aufzeigt. In diesem Zusammenhang ist besonders die im zweiten Teil der Thesis hergestellte Querverbindung zur Historik von Jörn Rüsen von Bedeutung, vor allem in Bezug auf das geschichtstheoretische Konzept von Kontingenz als menschliche Freiheit bzw. Möglichkeit, anders zu handeln, als die Lebensumstände es nahelegen. Heidegger gelangte von existenzialphilosophischen Voraussetzungen ausgehend zu zumindest in manchen Hinsichten vergleichbaren Einsichten, indem er die Kontingenz als Erfahrung der seynsgeschichtlichen Konfigurationen des Ereignisses betrachtete. Es handelt sich um eine außergewöhnliche Leistung, deren Resultate sich in aktuelle geschichtstheoretische Debatten ertragreich einfügen lassen.

Masterarbeit (PDF)


Christian Rese:

“I looked at the rhythm with my eyes”.
Zur Darstellung und Funktion von Musik in Bilderbüchern

(IDSL II, Didaktik Deutsch, Dr.‘in Judith Leiß)

Wie wird Musik in Bilderbüchern dargestellt? Diese Frage widmet sich Christian Rese in seiner Masterarbeit und arbeitet sein Thema so anschaulich und tiefenscharf auf, dass für die Kinder- und Jugendliteratur, aber auch die Musikwissenschaft und -didaktik neue und fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse entwickelt und belegt werden. Basierend auf einem Korpus von 21 ausgewählten aktuellen Bilderbüchern zeichnet der Verfasser eine Typologie, die fundiert auf Beschreibungsebenen der Musik wie auch der Sprache und Semiotik beruhen. Musik, Bild und Sprache werden so auch medienwissenschaftlich zusammengeführt, und die Befunde der Arbeit bezeugen daher relevante Synergien, die sicher im vorschulischen Lernen und Heranführung an bildliches Erzählen und musikalisches Entdecken noch stärker akzentuiert werden könnten. Über die Didaktik hinaus weist Reses Analyse auf wichtige kognitiv-psychologische Assoziationen von Ton und Text hin, die in den ausgewählten Bilderbüchern illustriert werden. Hervorzuheben sind die selbständige Einschätzung und der Mut zur Innovation, die diese ermöglichen - vorbildlich für die Haltung von jungen Forschenden.

Masterarbeit (PDF)