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Forschungsprojekte der Philosophischen Fakultät 2017/2018

Klingende Erinnerungen

Foto: Monika E. Schoop

NS-Widerstand und Verfolgung in zeitgenössischer Musik aus Deutschland

Prof. Dr. Federico Spinetti und Dr. Monika E. Schoop | Institut für Musikwissenschaft – Fachbereich Musikethnologie

Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Die Zeit des Nationalsozialismus nimmt heute einen wichtigen Stellenwert in der Erinnerungskultur Deutschlands ein. Dies spiegelt sich auch in der Musik wieder. Eine Vielzahl an Musikerinnen und Musikern sowie Initiativen zeigen, dass das Erinnern an die Opfer und antifaschistischer Widerstand in Zeiten des globalen Rechtsrucks wichtiger ist, denn je. Das Edelweißpiraten Festival, Microphone Mafia, die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano oder die Musikerinnen- und Musikerfamilie Reinhardt sind nur wenige Beispiele hierfür. Sowohl in der Musikwissenschaft als auch in den Memory Studies ist dieses Thema jedoch bislang weitgehend unerforscht. Das Projekt Klingende Erinnerungen rückt zeitgenössische musikalische Praktiken, die sich aktiv mit der Erinnerung an die NS-Zeit und den zweiten Weltkrieg auseinandersetzen in den Vordergrund und leistet dadurch einen Beitrag zur Schließung dieser Lücke. Der Fokus liegt dabei auf Widerstand gegen und Verfolgung durch das NS-Regime. Ausgehend von der Annahme, dass Musik ein zentraler Bestandteil von Erinnerungskultur ist, betrachtet das Projekt eine Vielzahl musikalischer Genres (z.B. Singer Songwriter, Kunst- und experimentelle Musik, Punkrock und Hip-Hop), und viele weitere Akteurinnen und Akteure verschiedener soziokultureller Milieus. Es erforscht den Beitrag musikalischer Praktiken zur Verhandlung kollektiver Erinnerungen der NS-Vergangenheit und zeigt wie Verfolgung, Diskriminierung, Gewalt, Krieg sowie bewaffneter Widerstand und ziviler Ungehorsam in künstlerischen und öffentlichen Diskursen thematisiert werden. Thema ist auch, wie klingende Erinnerungen an die NS-Vergangenheit Räume für eine kritische Auseinandersetzung mit aktuellen sozialen Problemen in Deutschland und Europa schaffen, wie beispielsweise Rassismus gegenüber Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchteten, das Erstarken der politischen Rechten und Konflikte resultierend aus sozialer Ungleichheit und die Marginalisierung auf Basis ethnischer und religiöser Zugehörigkeit oder sexueller Orientierung.
Das Projekt verfolgt diese Ziele durch drei Forschungsschwerpunkte, die verschiedene Dimensionen musika- lischer Erinnerungspraktiken hervorheben. Diese umfassen eine Untersuchung der Sinti und Roma sowie ihre musikalischen Praktiken, eine Studie der urbanen Memoryscape Berlins unter dem Aspekt der Lokalität sowie eine Untersuchung aktueller medialer Praktiken und musikalischer Performances.

Das Projekt ist Teil des neu gegründeten SONACT:
Music | Memory | Politics Study Labs am Lehrstuhl für Musikethnologie. Es knüpft an Prof. Federico Spinettis Forschung zu Musik und Erinnerung an antifaschistischen Widerstand in Italien an und umfasst unter anderem mehrere internationale Kollaborationen mit Forscherinnen
und Forschern in Slovenien und Spanien sowie die
Provenienzforschung zur Musikinstrumentensammlung der Universität zu Köln.


Text: Monika Schoop, Federico Spinetti
Martin Ringsmut, Sidney König

 

Foto mitte rechts und Foto unten: Monika E. Schoop

Kontakt

Institut für Musikwissenschaft, Fachbereich Musikethnologie
Prof. Dr. Federico Spinetti und Dr.’ Monika E. Schoop

Medialisierung/Performance: Dr.’ Monika E. Schoop monika.schoop@uni-koeln.de
Sinti und Roma Martin Ringsmut M.A. m.ringsmut@uni-koeln.de
Lokalität/Berlin Sidney König M.A. sidney.koenig@uni-koeln.de

E-Mail fspinett(at)uni-koeln.de, monika.schoop(at)uni-koeln.de