zum Inhalt springen

Anlässlich des seit 2016 an der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln existierenden inter- und transdisziplinären Centre for Australian Studies gaben die Mitarbeiter*innen des CAS, unter der Leitung der beiden Universitätsprofessorinnen Dr. Dany Adone und Dr. Beate Neumeier, einen Einblick in die Strukturen und Forschungsgebiete des Zentrums sowie geplante Veranstaltungen und Konzepte.

Das Zentrum entwickelte sich vor etwa zehn Jahren zunächst aus Forschungs- und Lehrkooperationen innerhalb des Englischen Seminar I der Universität zu Köln und wuchs mit der Zeit durch den Zusammenschluss immer neuer Forschungsbereiche und Forschender aus unterschiedlichen Fachdisziplinen zu einem eigenständigen Netzwerk heran.

Entscheidend befördert wurde dies durch die Einrichtung (2009) eines durch den DAAD geförderten Dr. R. Marika Gastlehrstuhls am Englischen Seminar I, der durch internationale Dozent*innen der Australian Studies für jeweils ein Semester besetzt wurde. Die ursprünglichen Forschungsschwerpunkte der Australian Studies am Englischen Seminar I liegen in den Teildisziplinen Linguistik, Literatur- und Kulturwissenschaft, Gender und Performance Studies sowie Postcolonial Studies. Das Spektrum der Australian Studies wurde an der Universität zu Köln im Laufe der Zeit erweitert durch Vertreter*innen aus den Bereichen Geographie, Ethnologie, Geschichte und Biologie sowie durch Partnerschaften mit Universitäten im In- und Ausland. „Damit stellt das Centre for Australian Studies an der Universität zu Köln einen in Deutschland einmaligen fakultäts- und universitätsübergreifenden Zusammenschluss von Fachdisziplinen im Bereich Australian Studies dar“, so Neumeier. Ziel des CAS ist die weitere Vernetzung mit Vertreter*innen aus den Bereichen der Natur-, Rechts-, Politik-, Wirtschafts- sowie Humanwissenschaft.

Das Zentrum soll langfristig ein universitätsübergreifendes kreditierbares Lehrangebot im Bereich Australian Studies für Studierende der Universitäten zu Köln, in Bonn und in Düsseldorf gewährleisten. Hierbei betont Prof. Beate Neumeier besonders den geplanten Ausbau eines zusätzlichen Angebots an Online-Lehrveranstaltungen, die deutschlandweit für kooperierende Universitäten zugänglich gemacht werden sollen. Die ersten Online-Lehrveranstaltungen zu Australian Studies können im kommenden Wintersemester 2017/2018 an der Universität zu Köln belegt werden.

Kooperationspartner des CAS

Das CAS arbeitet eng mit der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf sowie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn zusammen. Weitere Partnerschaften bestehen mit den Universitäten Duisburg-Essen, Heidelberg, Mainz, Potsdam, Stuttgart und Trier. „Das CAS versteht sich als Netzwerk für Forschung und Lehre im Bereich der Australian Studies mit dem Ziel, die Expertise im Bereich Australian Studies an den beteiligten Partneruniversitäten zu bündeln und für Studierende sowie allgemein Interessierte zugänglich zu machen sowie ein fakultätsübergreifendes Lehrangebot für Studierende zu schaffen, dessen kontinuierliche Bereitstellung von einer Universität allein nicht leistbar ist“, sagt Prof. Beate Neumeier (Vorsitzende der Gesellschaft für Australienstudien). Durch den Ausbau des CAS-Netzwerks sollen inter- und transdisziplinäre Zugänge durch die Zusammenarbeit mit Forscher*innen anderer Universitäten eröffnet werden. Dazu sind besonders die internationalen Netzwerktreffen mit den Kooperationsuniversitäten wichtig.


Digitale Lehre

Das CAS plant eine verstärkte Ergänzung des Angebots aus Präsenzveranstaltungen durch Online-Angebote. Dazu startet im Wintersemester 2017/2018 erstmals eine Online-Ringvorlesung „Introduction to Australian Studies“ aus anglistischer, medienwissenschaftlicher, biologischer, ethnologischer, geographischer und historischer Perspektive, die für Studierende der Universität zu Köln (auch über das Studium Integrale) sowie für Studierende der kooperierenden Partneruniversitäten zugänglich ist. An dieser Lehrveranstaltung werden Dozent*innen deutscher, wie auch internationaler Universitäten teilnehmen. Zudem wird es ab dem Sommersemester 2018 erstmals das Online-Modul „Einführung in die indigenen Sprachen Australiens“ geben.

Weitere Informationen zu den Online-Anmeldungen und der Kreditierung der Kurse folgen in Kürze.




Forschung

Im Rahmen ihrer Forschungsfelder verfolgen die Mitarbeiter*innen des CAS eine Reihe von inter- und transdisziplinären Forschungsprojekten.

  • Ecological/ Ecocritical Concerns
    (Für den Forschungsbereich zuständig: Prof. Dr. Beate Neumeier, Victoria Herche, M.A. & David Kern)

    Dieser Themenbereich verknüpft geisteswissenschaftliche und naturwissen-
    schaftliche Perspektiven. „Kaum ein Thema ist so aktuell wie das der nachhaltigen Umweltbildung. Besonders die Zusammenarbeit mit australischen Forscher*innen an Universitäten in Canberra, Darwin, Melbourne, Perth und Sydney ist zentral für unsere Arbeit am CAS hier in Köln“, so Neumeier und Herche. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit in diesem Bereich zeigt sich etwa im Joint Venture des Englischen Seminars I und des Geographischen Instituts der UzK im Rahmen der internationalen Konferenz zu „Nature and Environment in Australia“ (2016).

  • Migrationsbewegungen und Erinnerungskultur
    (Für den Forschungsbereich zuständig: Prof. Dr. Beate Neumeier, Victoria Herche, M.A. & David Kern)

    Dieser Themenbereich befasst sich mit den Auswirkungen von Migrationsbewegungen sowie mit je spezifischen Formen des kulturellen und nationalen Erinnerns. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich dabei von der europäischen Besitzergreifung des Kontinents und dem Genozid an den australischen Ureinwohnern (vgl. „Stolen Generations“) über die Beschäftigung mit Einwanderung aus Asien im 19. Jahrhundert bis zur Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Flüchtlingspolitik.

  • Indigene Sprachforschung
    (Für den Forschungsbereich zuständig: Prof. Dr. Dany Adone, Melanie Anna Brück, M.A. & Christina Ringel, M.A.)

    Der australische Kontinent weist seit jeher, wie kaum ein anderer, eine enge kulturelle und sprachliche Verbindung seiner Einwohner und deren Beziehung zum Land auf. Im Rahmen eines tiefgehenden Sprach-Land- und Land-Mensch-Verhältnisses ist nicht nur Land Ownership sondern auch Language Ownership ein zentrales Element dieses Kulturraums. Zudem sterben in diesem Kontinent immer mehr bestehende Sprachen aus, sodass man heute noch allenfalls von einer Handvoll lebender Sprachen ausgehen kann.

    In der Indigenen Sprachforschung sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des CAS stets bemüht, einen respektvollen und würdigen Umgang innerhalb linguistischer Erkenntnisse und im Kontakt mit den australischen Ureinwohnern zu wahren. Das Controlled Sharing ist die Devise innerhalb der Forschung. Für Prof. Dany Adone stehen ethische Fragen bezüglich der Dokumentation und Weitergabe von sprachlichem und kulturellem Wissen daher im Mittelpunkt ihrer Forschung. In diesem spezifischen Kulturraum wird Wissen als ein Privileg verstanden, welches in öffentliche und private Information aufgeteilt werden kann. Daher ist in der indigenen Sprachforschung ein respektvoller Umgang mit sprachlichem und kulturellem Wissen zentral. “It's a two-way-relationship!”, so Adone. In ihren Forschungsprojekten zu Indigenen Sprachen Australiens ist es daher unabdingbar, dass Indigene Projektmitarbeiter*innen als gleichberechtigte Co-Autoren in den daraus entstehenden Publikationen anerkannt werden.

    Mit einem Fokus auf solchen Collaborative Community-driven Action Research Projekten verknüpft das CAS seine Arbeiten stark mit der Ethnologie, um so ein ebenbürtiges und respektvolles Arbeitsverhältnis mit den Indigenen Gruppen zu gewährleisten. Dies beinhaltet auch stets die Einholung einer expliziten Erlaubnis der Language Owners, die sprachlichen Daten zu erheben und der Öffentlichkeit zugänglich machen zu dürfen.

    In diesem Zusammenhang ist z.B. das Promotionsprojekt von Christina Ringel zu erwähnen, in welchem ein grammatikalischer Aspekt einer indigenen australischen Sprache beschrieben wird. Die Inhalte wurden zusammen mit den Sprechern festgelegt und die Methoden so gewählt, dass sie die Revitalisierungsbemühungen der Sprachgemeinde unterstützen.