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Forschungsprojekte der Philosophischen Fakultät 2018/2019

Epitaphe aus dem Grab von Shangguan Wan'er, 7./8. Jahrhundert

Immortalized in Stone

Memory Making in Late Medieval China - Fellow-Projekt von Alexei Ditter/Jessey Choo am Internationalen Kolleg Morphomata

Prof. Dr. Günter Blamberger, Prof. Dr. Dietrich Boschung; bzw. Prof. Dr. Alexei Ditter (Reed College), Prof. Dr. Jessey Choo (Rutgers University)

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Seit 2009 lädt das Internationale Kolleg Morphomata Fellows aus dem gesamten Spektrum der Geisteswissenschaften an die Universität zu Köln ein, um Fragen der Genese, Dynamik und Medialität kultureller Figurationen zu diskutieren. Von Januar bis Sommer 2019 arbeiten zwei renommierte China-Experten in Köln an der Konstruktion, Verbreitung und Vergegenwärtigung von Erinnerung im 7. bis 10. Jahrhundert in China. Durch interdisziplinäre und kollaborative Analysen tausender von Grab-Epitaphe, die in den letzten Jahrzehnten in China ausgegraben wurden, verfolgen Alexei Ditter (Chinese Literatures & Linguistics, Reed College) und Jessey Choo (Chinese History & Religion, Rutgers University) die Praktiken und Prozesse der Repräsentation von Erinnerung und Identität; dabei reflektieren sie, wie das Studium dieser spezifischen kulturellen Gedächtnis-Ressource auf das Studium der mittelalterlichen Welt im allgemeinen angewandt werden kann.
Es ist geplant, dass ihr gemeinsam durchgeführtes Projekt zur spätmittelalterlichen chinesischen Grabinschrift zur ersten Monographie in englischer Sprache und überhaupt ersten vertieften Studie zur Entstehung und Entwicklung von Gedächtnis-Konzeptionen im mittelalterlichen China führen wird. Das Projekt trägt auf mehreren Ebenen zu einem erweiterten Verständnis bei: Erstens erhöht es das Verständnis für die Praktiken und Prozesse der Gedächtnisbildung in dieser Zeit erheblich. Zweitens stellt es einen integrativen Ansatz in der Arbeit an diesem Material dar, der über die derzeitigen Forschungen in den jeweiligen Einzeldisziplinen hinausgeht. Drittens artikuliert das Projekt eine Theorie des Gedächtnisses, die im Alltag und in der Praxis einer mittelalterlichen Welt tief verankert ist. Diese Theorie dient als nützliches Korrektiv für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an mittelalterlichen Gesellschaften arbeiten und sich sonst nur auf Gedächtnistheorien stützen können, die aus der Beobachtung moderner Praktiken und Technologien entwickelt wurden. Ausgehend von einem materiellen Korpus, der im interkulturellen Vergleich sehr aufschlussreich ist, können die inhärenten theoretischen Aspekte einer Gedächtnistheorie Verbindungen innerhalb der Gemeinschaft der Fellows und der Philosophischen Fakultät anregen.


Text: Martin Roussel, Alexei Ditter, Jessey Choo

Kontakt

Internationales Kolleg Morphomata
Prof. Dr. Günter Blamberger