Sehbehinderung & Blindheit
Ca.1,9 % der Studierenden mit studienerschwerender Beeinträchtigung haben eine Sehbehinderung.
Text, Bild & Licht:
- Barrierefreie Dokumente: große, kontrastreiche Beschriftungen für Menschen mit Sehbehinderung, auf Screenreaderfreundlichkeit achten
- Bilder auf Präsentationen, Dokumenten mit Bildbeschreibung unterlegen
- Helles Licht kann Menschen mit Sehrest helfen, sich besser zu orientieren
Fußwege, Straße & Bahn
- Bei Begrüßungen den eigenen Namen nennen (bei ersten Begegnungen). Namensschilder schließen nicht alle ein
- darauf hinweisen, wenn man die Tür aufhält
- Beim Führen, die Person vor Berührungen fragen, ob die Person angefasst werden möchte
- Gerne auf Hindernisse in Kopf- oder Brusthöhe & auf Ampeln hinweisen
- Blindenleitsysteme freihalten, keine Fahrräder abstellen
- Bei fehlender/zu leiser Ansage an Haltestelle/in Bahn/Bus, gerne Linie/Stationen ansagen
- Blindenführhund: nicht von der Arbeit ablenken: Hund nicht rufen, locken, Essbares anbieten, anfassen oder spielen
Hörbehinderung & Taubheit
Ca. 1,1 % der Studierenden mit studienerschwerender Beeinträchtigung haben eine Hörbeeinträchtigung.
Das Spektrum an Hörbehinderungen ist sehr breit: Sprecht deshalb am besten mit der jeweiligen Person den Umgang ab, das folgende könnte helfen:
- Inhalte mit Untertiteln auf Social Media und Internetseiten für Projekte verwenden
- Deutlich sprechen, allerdings nicht überdeutlich, da dies das Lippenlesen erschwert
- Die Person nicht anschreien, Hörgeräte sind auf Sprachlautstärke kalibriert
- Die Menschen anschauen beim Sprechen, damit Lippen gelesen werden können
- Wichtige Daten oder Adressen aufschreiben und nicht nur verbal kommunizieren
- Sprechdisziplin in einer Gesprächsrunde einhalten: Nacheinander Reden erleichtert das Lippenlesen und das Verständnis mit Hörgeräten und Implantaten
- Rückfragen deinerseits können das Gespräch erleichtern
- Hörpausen sind für manche Menschen mit Hörbehinderung wichtig
Bewegungsbehinderung
Ca. 2,5 % der Studierenden mit studienerschwerender Beeinträchtigung haben eine Bewegungsbehinderung.
Gehbehinderung
- Hilfsmittel nicht eigenständig anfassen
- Den Rollstuhl nur schieben, wenn es ausdrücklich erwünscht ist
- Rollstuhlrampen freihalten!
- Plakate auch auf Rollstuhlhöhe aufhängen
- Sitzplätze freigeben
- Türen aufhalten oder aufmachen
Kleinwüchsigkeit
- Beschilderungen und Plakate auch niedriger aufhängen
- sich dafür einsetzen, dass Kleinwüchsigkeit als Schwerbehinderung anerkannt wird
Dysmelie & Amputation
- Hilfe anbieten, bei Türen, Wasserhähnen und weiteren motorisch aufwändigen Tätigkeiten
Dyspraxie (Zustand des erschwerten Ablaufs von Handlungen und Bewegungen)
- Keinen Druck oder Stress aufbauen, der Person Zeit lassen
- Hilfe anbieten, aber nicht aufdrängen (Am Beispiel Schnürsenkel: manche Betroffenen können Schnürsenkel binden und wollen dies auch selbst tun, auch wenn sie dafür länger brauchen. Andere Personen haben mit Schnürsenkeln ihre größten Schwierigkeiten.)
- Bei Hinweisen auf links und rechts eine Handbewegungen in die entsprechende Richtung machen
Psychische Erkrankung
Ca. 65,2 % der Studierenden mit studienerschwerender Beeinträchtigung haben eine psychische Erkrankung.
Depressionen:
- Unterstützung auf dem Weg zu professioneller Hilfe, Portal emPower etc. Zu einer Therapie motivieren, wenn nicht bereits in Therapie
- Zuhören, wenn die Person ein Mitteilungsbedürfnis hat
- Anbieten, im Haushalt zu helfen
- Motivieren, Tätigkeiten zusammen zu machen
- Mut zusprechen („Du bist mir wichtig.“ „Ich bin für dich da.“ „Du bist nicht alleine.“ „Wir schaffen das zusammen.“ „Nicht schlimm, wenn heute nichts geht.“ „Das ist nicht deine Schuld.“ „Du bist stark.“ „Du bist okay, so wie du bist.“)
- Wichtige Entscheidungen auf die Zeit nach der Erkrankung oder dem Schub verschieben
- Bei Verdacht auf Suizidpläne oder suizidale Vorhaben Notruf 112 wählen (hier ist von akuter Lebensgefahr auszugehen!)
- eigene Grenzen berücksichtigen und kommunizieren, ggf. Sich selbst Hilfe suchen, wenn die depressive Person eine zu große Belastung wird, bei Überlastung eine gesunde Distanz einnehmen
(s)elektiver Mutismus (kontextbasiertes nicht-Umsetzen von Sprache)
- Verständnis für die Situation und offen sagen, beispielsweise: „Ich habe Verständnis dafür, dass du mir gerade nicht antworten kannst.“
- Stress rausnehmen, nicht unter Druck setzen weitersprechen: Reaktionen können verzögert sein
- Alternative Kommunikationsmöglichkeiten anbieten, beispielsweise in Form von Notizen auf dem Handy
- Ja/Nein-Fragen stellen, sodass die Person mit Nicken und Kopfschütteln oder anderen Gesten antworten kann
Prosopagnosie (Schwierigkeit, Menschen anhand von Gesichtern zu erkennen)
- Bei Begrüßung den eigenen Namen (gegebenenfalls auch die eigene Beziehung) nennen beispielsweise: „Ich bin Herr Rath, dein Mathelehrer.“ oder „Ich bin Lunas Frauchen, wir haben uns schon mal im Hundepark getroffen.“
Traumata
- Die Person von sich aus von ihren traumatischen Erfahrungen erzählen lassen
- Zuhören: falls es einen selbst belastet, dies ansprechen
- Berührungen und körperliche Nähe vermeiden, zumindest diese vorher erfragen und Antwort abwarten
Intrusionen, Flashbacks und Dissoziationen
- Wiederholt ruhig den Namen der betroffenen Person sagen
- Sätze wie „alles ist gut“ vermeiden, besser “du bist nicht alleine”, “ich bin da”
- Fremde Personen auf Distanz halten
- Situation verlassen, reizarmen Ort aufsuchen
- Reize, die an die traumatisierende Situation erinnern, meiden
- Die Person nicht ungefragt anfassen
Chronische Erkrankung
Ca. 13,2 % der Studierenden mit studienerschwerender Beeinträchtigung haben eine Chronische Erkrankung.
Krampfanfälle
- Erkennungsmerkmale für den hirnbedingten Krampfanfall sind
- Plötzliches Hinfallen, Zuckende Bewegungen/Verkrampfungen, Bewusstlosigkeit
- Während des Krampfes kann sich die betroffene Person durch die unkontrollierten Bewegungsabläufe weitere Verletzungen zuziehen
- Notruf 112 wählen
- Arme und Beine nicht festhalten
- Gegenstände aus der Umgebung entfernen
- Nach Ende des Krampfes: stabile Seitenlage, Bewusstsein, Atmung, Lebenszeichen kontrollieren
- Betroffene erinnern sich nicht an die Anfälle
Im Falle einer Synkope (kurzzeitiger Bewusstseinsverlust)
- Beine hochlegen
- Immer wieder ruhig den Namen sagen
- Traubenzucker geben
- Halluzinationen konsequent widersprechen
- 10/10-Regel: länger als 10 Sekunden bewusstlos oder halten die Verwirrtheitszustände länger als 10 Minuten an: immer 112 wählen
Im Falle von Kreislaufproblemen
- Traubenzucker geben
Etwas Wasser trinken
Mehrfachbehinderung
Ca. 7,2 % der Studierenden mit studienerschwerender Behinderung haben eine Mehrfachbehinderung.
- Generell ist es immer am besten, Hilfe anzubieten, ohne diese aufzudrängen und Hilfeleistungen mit der betroffenen Person abzusprechen
- Die betroffene Person weiß selbst am besten, wie ihr geholfen werden kann
Teilleistungsstörung
Ca. 5.1 % der Studierenden mit studienerschwerender Behinderung haben eine Bewegungsbehinderung.
Legasthenie/Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS)
- Bei Gruppenbesprechung: Rücksicht auf die individuelle Lesegeschwindigkeit nehmen
- Kleine Schriftarten vermeiden
- Nicht über Rechtschreibfehler lustig machen
- Druck nehmen, etwas in einer bestimmten Zeit lesen oder vorlesen zu müssen, alternativ individuelle Vorbereitungszeit ermöglichen
- Anbieten, Bewerbungen oder ähnliches Korrektur zu lesen
- In der Schrift verkomplizierte Sätze vermeiden
- Frontale Sitzposition bei Präsentationen oder Seminaren anbieten
Dyskalkulie (Rechenschwäche)
- Keinen Druck machen, auch bei kleineren Berechnungen
- Sätze wie “das ist doch so einfach” vermeiden
- Technische Hilfsmittel anbieten (Taschenrechner, Handy etc.)
Neurodivergenz
Fällt in der Studie unter “weitere Beeinträchtigungen”: 5,1 % der Studierenden mit studienerschwerender Beeinträchtigung haben diese.
Autismus
- Eindeutige, klare, deutliche Sprache verwenden, keine doppeldeutigen Botschaften/Ironie etc.
- Hintergrundgeräusche vermeiden, minimieren und lauter sprechen
- Nicht auf soziale Normen (wie Blickkontakt oder Händeschütteln) bestehen, alternative Kommunikationsformen wie virtuelle Meetings oder schriftliche Kommunikation anbieten
- Eigenen Wissensstand erläutern, damit die autistische Person weiß, wie weit man in einem Thema drin ist
- strukturierte Anweisungen, Gesprächsführung, Aufgabenteilung (bspw. bei Gruppenarbeiten), Vermeidung von Informationsflut
- Routinen akzeptieren (bei Kollisionen mit eigenen Vorstellungen, gemeinsam Lösungen suchen)
- Unvorhergesehene Ereignisse frühzeitig ankündigen und anbieten autistische Menschen mit durch die Situation zu nehmen
Reizüberflutung (ADHS, Autismus):
- Reize so weit es geht minimieren:
- Falls Noise-Cancelling-Kopfhörer oder Gehörschutz vorhanden ist, diese anbieten
- Lichter dimmen oder ausschalten
- Fremde Personen auf Abstand halten, damit diese nicht zu dicht vorbei gehen
- Nebenräume, Abstellräume oder Behindertentoiletten als Rückzugsort anbieten, Pausen ermöglichen
- Wenn vorhanden: Stimming Toys (Gegenstände zur Reizumleitung oder gegen Angst) anbieten
- Verständnis bei Schwierigkeiten mit dem Zeitmanagement, individuelle, flexible Lösungen finden
- Person nicht ungefragt anfassen
- Stille Unterstützung: Sprechen kann ein weiterer Reiz sein