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Faculty Prizes for Theses SoSe 2019
- in German -
Bachelorarbeiten
Tereza Melis Bora
Zielgruppenorientiertes Radio. Eine Vergleichsanalyse der akustischen Programmgestaltung
BA: Musikwissenschaft, MedienkulturwissenschaftBetreuer: Jun.-Prof. Dr. Marcus Erbe (Musikwissenschaftliches Institut)
Das Radio ist nach wie vor ein populäres Massenmedium, trotz der immer größeren Verbreitung von Podcasts und Streaming-Diensten. Nicht nur im privaten, auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist die Programmgestaltung mittlerweile deutlich standardisiert und differenziert: Sendungen werden auf spezifische Zielgruppen hin konzipiert, beworben und ausgestrahlt. Frau Bora untersucht in ihrer Bachelorarbeit zwei aktuelle, zeitgleich gesendete Programmsegmente zweier unterschiedlicher Wellen des Bayerischen Rundfunks: Bayern 1 richtet sich nach eigenem Anspruch eher an die traditionsorientierte „bürgerliche Mitte“, Bayern 3 dagegen an das Milieu der „Postmateriellen“. Diese Zielgruppentypologien werden von der Verf. im methodischen Teil zunächst kritisch reflektiert. In der anschließenden, sehr detailierten Analysen ausgewählterSendungen wird den verwendeteten Musikstücken ebenso viel Beachtung geschenkt wie der konkreten Wortwahl der Moderation, die eine weitere wichtige Komponente in der Adressierung spezifischer Zuhörer*innen darstellt.Die Bachelorarbeit von Frau Bora überzeugt durch ihren souveränen sprachlichen Stil, ihre formidable Aufarbeitung des Forschungsstands und ihre methodisch überzeugende, selbständig geleistete Forschung.
Lena Pagel
„Eine artikulatorische Studie zur Prominenzmarkierung im Deutschen: Die Kinematik des Zungerückens“BA Linguistik
Betreuerin: PD Doris Mücke, Lehrstuhl für Phonetik
Die Arbeit präsentiert eine empirische Untersuchung der Zungenbewegung für die Prosodie des Deutschen. Im Kontext der übergeordneten Fragestellung des SFB „Prominence in Language“ verfolgt die Verfasserin das Ziel, Korrelationen zwischen prominenten Positionierungen von Lauten und besonders pointierten Zungenkonfigurationen nachzuweisen. Anhand einer eigenständigen Datenerhebung von 27 Sprechern mithilfe elektromagnetischer Artikulographie und der Auswertung von deren Vokal-zu-Vokal-Artikulation wird zum ersten Mal das Phänomen der Hyperartikulation der Zunge beschrieben.Frau Pagel leistet damit einen eigenständigen Beitrag zu einem neuen Forschungsgebiet. Die Arbeit argumentiert fundiert auf dem Boden der aktuellen Forschung und veranschaulicht ihre Versuchsresultate in einem umfassenden Set graphischer Schemata zu den einzelnen Versuchspersonen. Auf diese Weise ist die Bachelorarbeit auch hinsichtlich der Aufarbeitung und Präsentation ihrer Ergebnisse vorbildlich.Die Kandidatin hat ihre Forschungen darüberhinaus bereits auf Konferenzen vorgestellt und plant die Ergebnisse in einem Fachjournal zu publizieren. Das ist auf dem Niveau einer Bachelor-Arbeit nicht nur eine absolut überdurchschnittliche, sondern eine unbedingt preiswürdige Leistung.
Masterarbeiten
Lisa Maria Kemle
Neuere Geschichte, 1. Preis
„Interkulturelle Eheschließungen in der DDR in den 1970er und 1980er Jahren“
Betreuer:Prof. Dr. Ralph Jessen, Historisches Institut
Die Masterarbeit beschreibt die politischen Hintergründe und Folgen der Konstruktion von Fremdbildern anhand der staatlichen Regulierung der Eheschließung zwischen Bürgern der DDR und ausländischen Partnern. Wiederum aus politischen Gründen sind die Akten, die über diese Regulierungsmaßnahmen Auskunft geben, nie veröffentlicht worden, so daß sie hier erstmals erschlossen werden. Das geschieht auf eine quantitativ wie qualitativ beeindruckende Weise: Die Verfasserin belegt auf der einen Seite in Gestalt anschaulicher Statistiken die Entwicklungstendenzen bezüglich der Herkunft ausländischer Ehepartner (die zunächst vornehmlich aus dem Ostblock und erst in den 1980er Jahre zunehmend auch aus dem Westen sowie z.B. Lateinamerika stammten) und verfolgt auf der anderen Seite anhand exemplarischer Fallstudien die nicht selten auf rassistischen Stereotypen beruhenden Restriktionen im Vorfeld der Genehmigung einer Ehe. Aufgrund der Tatsache, daß der weitaus größte Teil solcher interkultureller Ehen von DDR-Bürgerinnen eingegangen wurde, ist dieser qualitative Teil der Untersuchung gendertheoretisch gerahmt, so daß die Intersektionalität kultureller Fremdbilder und Geschlechterbilder innerhalb eines konkreten gesellschaftspolitischen Kontexts hervortritt.
Frau Kemles Masterarbeit bietet einen innovativen, theoretisch fundierten und methodisch beeindruckend vielschichtigen Forschungsbeitrag. In dieser Gestalt übertrift sie nicht nur die üblichen Ansprüche an das Genre, sondern sticht auch aus dem Feld der Vorschläge für den diesjährigen Fakultätspreis heraus.
Sebastian Brinks
Literaturwissenschaft, 2. Preis
„Positionsbestimmungen im Streit – Autor- und Literaturreflexion im mittelhochdeutschen Wartburtkrieg und E.T.A. Hoffmanns Der Kampf der Sänger“
Betreuer: Prof. Dr. Christof Hamann, IDSLI
Im Rahmen seiner Masterarbeit untersucht Sebastian Brinks den Rückgriff des romantischen Textes Der Kampf der Sänger von E.T.A. Hoffmann auf die mittelalterlichen Traditionsbestände und -linien im mittelhochdeutschen Wartburgkrieg, ein Textkonglomerat von unübersichtlicher und
heterogener Überlieferung.
Geleitet von einer poetologisch argumentierenden Klammer kann Sebastian Brinks zeigen, dass die mittelalterliche Sangspruchdichtung und Hoffmanns Kampf der Sänger als je historisch spezifische Kristallisationspunkte eines Autorschaftsdiskurses zu sehen sind. Zudem arbeitet Sebastian Brinks intertextualitätstheoretischen Überlegungen folgend heraus, dass Hoffmann den Stoff neuerzählt und so der historische Diskurs über Autorschaft, Poetik und Kunstauffassung umgeschrieben sowie die romantischen Vorstellungen vom ›Mittelalter‹ als Konstruktionen eines Ideals entlarvt werden.
Insgesamt hat Sebastian Brinks eine in jeder Hinsicht beeindruckende und qualitativ herausragende Masterarbeit vorgelegt. Er argumentiert textkundig, fundiert und konzise und bearbeitet eine innovative Fragestellung souverän und kritisch reflektierend.
Saskia Klimkeit
Mittelalterliche Geschichte, 3. Preis
„Die theologische Fakultät der Universität zu Köln als Wächterin über Rechtgläubigkeit und Ordnung zwischn 1470 und 1520“
Betreuer: PD Dr. Werner Tschacher, Historisches Institut
Passend zum Jubiläum und den zugehörigen Projekten zur Erforschung der Geschichte der Universität zu Köln hat Frau Klimkeit eine Arbeit vorgelegt, die der Rolle nachgeht, die die Funktion der Glaubenswahrung für das Selbsbild einer ‚modernen’ Universität im Umbruchsprozeß um 1500 zukommt. Hierzu hat die Verfasserin ein umfassendes Quellenstudium betrieben und kann anhand von archivierten Gutachten die Beteiligung Kölner Professoren an Häresie- und Hexenprozessen dokumentieren – bis hin zur (papsttreuen) Stellungnahme der theologischen Fakultät in der causa Luther. Die Arbeit überzeugt dabei nicht nur aufgrund ihrer einerseits vollständigen Bestandsaufnahme aller Professoren des gewählten Zeitraums und andererseits gut pointierten Fallstudien zu Einzelprozessen, sondern vor allem auch durch das überaus differenzierte Bild, das sie auf dieser Grundlage von den verschiedenen Strömungen und Zielen zeichnet, die an der Fakultät – nicht zuletzt im Lichte des aufkommenden Humanismus – konkurrierten. Auf diese Weise hat Frau Klimkeit ein gewichtiges Stück Kölner Universitätsgeschichte erschlossen und damit eine nicht nur weit überducrhschnittliche, sondern preiswürdige Arbeit vorgelegt.